Ich bespreche hier zwei Bücher von Annette Jantzen: "Glaubensworte, weiblich" und "Gotteswort, weiblich".

 

Der Name Annette Jantzen steht für praxisnahe Beiträge zu Wort-Gottes-Feiern in der katholischen Kirche aus weiblicher Perspektive. Seit einigen Jahren schreibt sie ihren Blog www.gotteswort-weiblich.de mit  biblischen Texten, liturgischen Impulsen und Gebeten für die Liturgie in einer Sprache, die Frauen sichtbar macht und die Bibel in neue Klangräume stellt. Sie tut das theologisch fundiert, lebensnah und seelsorgerisch zielgerichtet. Ihre Beiträge sind wertvolle Hilfen für Lai*innen, die stetig zunehmend liturgische Feiern, zumeist ohne Priester, in ihren Gemeinden leiten (notgedrungen leiten müssen, können, dürfen, wollen). Dabei ist sie biblisch und liturgisch bewandert, ausgesprochen sprachschöpferisch und kreativ.

 

Aus ihrem Blog heraus entstanden, hat sie 2022 und 2023 zwei Bücher „Gotteswort, weiblich. Wie heute zu Gott sprechen? Gebete, Psalmen und Lieder“ und als Nachfolgeband „Glaubensworte, weiblich. Biblische Auslegungen und Gebete für heute“ publiziert.

 

Beide Bücher sind also weder isolierte Werke noch topaktuelle Neuerscheinungen, werden aber derzeit verstärkt nachgefragt. Denn seit Annette Jantzen die Mitarbeit als Frauenseelsorgerin in der Diözese Aachen Ende 2024 aufgegeben hat und u.a. freiberuflich als Publizistin und Autorin arbeitet, ist sie als theologische Referentin im deutschsprachigen Raum gefragt.

 

Von daher lohnt es sich, noch einmal einen Blick auf ihre Bücher zu werfen.

 

In beiden Büchern arbeitet Annette Jantzen mit der Bibel in gerechter Sprache. Diese Bibelübersetzung benutzt eine  geschlechtergerechte und inklusive Sprache, möglichst ohne dass die Bibeltexte dadurch an theologischer Tiefe und ursprünglicher Aussagekraft verlieren. Annette Jantzen ergänzt die biblischen Texte mit eigenen theopoetischen Texten, die einen neuen Blick auf die Bibel ermöglichen und Raum bieten für eigene, persönliche Reflexion.

 

Beide Bücher ähneln sich im Aufbau. Einer Mischung unterschiedlichster Textformate für Gottesdienste - biblische Lesungstexte, Auslegungen, Gebete, theopoetische Impulse - geht eine Einleitung voraus, in der Annette Jantzen begründet, weshalb es bedeutsam ist, die Bibel auch in einer weiblichen Perspektive zu hören. Sie zeigt auf, dass, wie und wodurch Frauen in der kirchlichen Verkündigung oft marginalisiert oder unsichtbar bleiben, obgleich sie in der biblischen Überlieferung eine bedeutende Rolle spielen – als Prophetinnen, Jüngerinnen, Apostelinnen. Als Theologin möchte sie diese Stimmen in der Liturgie hörbar machen und dadurch das Gottesbild erweitern.

 

In "Gotteswort, weiblich“ geschieht das z.B. anhand einer Lesung aus dem Johannesevangelium. Dort ist Maria von Magdala als erste Verkünderin der Auferstehung im Mittelpunkt. Die geschlechtergerechte Übersetzung macht dabei deutlich: Sie ist nicht nur Zeugin, sondern Apostelin – gesandt, um das Wort zu verkünden.

 

„Glaubensworte, weiblich“ z.B. präsentiert einen Text zur Prophetin Hulda aus 2 Kön 22. Die Prophetin Hulda bleibt in der kirchlichen Verkündigung weitgehend unbeachtet. Hier wird sie als weibliche Stimme Gottes gewürdigt. In ihrem theopoetischen Begleittext zeigt Annette Jantzen die Prophetin Hulda als eine mutige Frau mit Weitblick, die in einer Umbruchzeit Mittlerin von Gottes Weisung ist. In beiden Büchern finden sich auch Neuformulierungen von Psalmen, durch die Gottes Stimme auch in weiblicher Metaphorik hörbar wird, wie z.B.: „Ich bin die Eine, die euch trägt, die euch zur Quelle führt, die euch Leben schenkt.“

 

Für mich sind Annette Jantzens „Gotteswort, weiblich“ und „Glaubensworte, weiblich“ eine echte Bereicherung. Und zwar ursächlich nicht, weil sie gut strukturiert, dicht, spirituell tief, zeitgemäß und leicht verständlich geschrieben sind; auch nicht, weil sie theologisch fundiert, biblisch, historisch und sprachwissenschaftlich kenntnisreich sind. Das erhoffe ich von einer Theologinnenkollegin, die eine Generation jünger ist als ich und die in den Spuren feministischer und weiblicher Theologie wandelt. Was mich bereichert, ist, wie Annette Jantzen Kenntnisse vernetzt und sie da einbringt, wo die patriarchale Kirche von allem theologischen, biblischen, humanwissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen Fortschritt beinahe wie unberührt weitermacht und ihre Mitglieder bildet: in der Liturgie.

 

Das ist neu und spannend! Und wirklich hilfreich in einer Zeit, in der Frauen und Männer in der Kirche nach neuen Wegen der Verkündigung suchen.

 

Annette Jantzen: Glaubensworte, weiblich. Biblische Auslegungen und Gebete für heute, Freiburg, Herder 2023.

 

Anette Jantzen: Gotteswort, weiblich. Wie heute von Gott spechen? Gebete, Psalmen und Lieder, Freiburg, Herder 2022.

 

Sabine


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